Nutzung:
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Wissenschaftliche
Untersuchungen des Küchenabfalls prähistorischer Menschen in den
Küstengebieten dieser Welt bestätigen, dass Austern schon seit vielen
Jahrtausenden als begehrtes Nahrungsmittel angesehen werden, und
dies schon seit der Steinzeit. Die Jagd nach Wild war wesentlich
schwieriger (und mitunter weit gefährlicher) als das Aufsammeln
der Schalentiere. Beim Aufsammeln von Meeresfrüchten konnten sich
Frauen, Männer ja sogar Kinder gefahrlos beteiligen. Für den anschließenden
Verzehr waren zudem nur einfache Steinwerkzeuge erforderlich.
Warscheinlich
lernten sie von den Tieren, dass Austern essbar sind. Von Natur
aus machen Asutern kaum einen "appetitanregenden" Eindruck.
Der
pfiffige Seeotter beispielsweise tauchte auf den Grund, schnappte
sich eine Auster und einen flachen Stein und zerbrach die Auster
gemütlich rücklings auf der Wasseroberfläche treibend auf seinem
Bauch. Dann schlürfte er genüsslich das nunmehr entblößte Weichtier.
Auch Möwen waren schon immer Austernliebhaber. Sie packten diese
"Steine" mit dem Schnabel, flogen damit hoch über geeignetes Gestein
und ließen sie einfach fallen. Im Anschluss konnten sie das
köstliche Weichtier genüsslich aus der zerschellten Schale picken.
Auch
bei den Griechen waren diese Leckerbissen heiß begehrt und wurden
bevorzugt zusammen mit Wein genossen. Griechische Fischer bemerkten
eher zufällig, dass sich die freischwimmenden Austernlarven besonders
gerne auf den Scherben zerbrochener Tongefäße im Meer niederließen,
dort sesshaft wurden und sich zu saftigen Austern weiterentwickelten,
was dann zur ersten Austernkultivierung führte. Es sollte nicht
lange dauern, bis die Auster eindeutig mit der griechischen Liebesgöttin
Aphrodite in Verbindung gebracht wurde. Die "vom Schaum des Meeres
geborene" Aphrodite entsprang offenbar sogar einer Auster. Der Mythos
der Auster als Aphrodisiakum war fortan über viele Jahrhunderte
bis hin zu unserer Gegenwart unerschütterlich gefestigt.
Bei
Festmahlen (und Orgien) der Schönen und Reichen des römischen
Imperium durften Austern ebenfalls nicht fehlen. Bei den Römern
bestand wie bei den Griechen nicht der geringste Zweifel, dass Austern
ein mächtiges Aphrodisiakum darstellten. Nur dass ihren Legenden
zu entnehmen war, dass es der römischen Liebesgöttin Venus höchstpersönlich
zu verdanken war. Die durch Austern "gestärkte Manneskraft" übertrug
sich zusätzlich auch auf das Schlachtfeld, wo sie förderlich für
Mut und Entschlossenheit galt.
Quelle:
Austern.com
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Arten:
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Es
gibt viele verschiedene Austern-Arten. Sie unterscheiden sich in
der Größe, Form und ein wenig im Geschmack. Folgende
Arten sind bekannt:
Pazifische
Auster (Crassostrea gigas), Kumamoto-Auster (Crassostrea sikamea),
Olympia-Auster (Ostrea lurida), Amerikanische Auster (Crassostrea
virginica), Europäische Auster (Ostrea edulis), Amerikanische Auster
(Crassostrea virginica) und Chinesische Auster (Crassostrea ariakensis),
Stachelaustern und Hammeraustern
Quelle:
Austern.com
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Ernte:
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Austern
können heute das ganze Jahr über verzehrt werden. Dass sie während
des sommerlichen Reproduktionszyklus einen leicht milchigen Geschmack
annehmen, tut ihrer Qualität keinen Abbruch.
Die
edlen Weichtiere zeigen übrigens ein sonderbares Rollenverständnis:
Sie wechseln regelmäßig das Geschlecht.
Moderne
Zuchtverfahren:
Die
moderne Austernzucht beginnt in Cancale in den 1910er Jahren. Die
Austernernte ist damals, wie noch heute, harte Arbeit: die Austern
wrden gewaschen, sortiert und verpackt.
Durch
die Strömung treibenden Larven werden an künstlichen Sammelvorrichtungen
eingefangen. Die Kollektoren (Pfähle mit aufgefädelten Tonscherben,
Austernschalen und Jakobsmuscheln) werden in den Meeresboden gerammt.
Nun "schwitzen" die Larven den Baustoff ihres künftigen "Eremiten-Gehäuses"
aus, wobei die Austernmuschel Kalk absondert, der sogar für
den Bau von Festungen verwendet wurde. Besser als am Ärmelkanal
glückt diese Zuchtphase allerdings an Frankreichs Westküste, wo
der Tidenhub halb so stark, das Meerwasser dafür wärmer und salzreicher
ist. Im Alter von neun, respektive achtzehn Monaten werden die Austern-Babies
von den Sammlern geschabt und in die Parks gebracht. Die flache
Auster - d. h., was von dieser nach dem verheerenden Parasitenbefall
in den 1970er und 1980er Jahren noch übrig ist - wird nun zum Reifen
direkt in den Meeresboden gesät. Erst nach etwa vier Jahren gelangt
sie in den Handel.
Die
japanische Variante:
Seit der schmerzlichen Dezimierung der flachen Auster setzen die
Züchter auf eine länglich-ovale Variante japanischen Ursprungs,
die Crassostrea Gigas. Sie hat eine tiefe untere Schale und wird
daher "creuse" genannt. Die Jungtiere der "creuses"
werden in Sacknetze gefüllt, um in den Parks auf Gestellen noch
gut drei Jahre heranzuwachsen. Der Prozess unterliegt dem Rhythmus
der Gezeiten. Wenn die Flut die Gestelle bedeckt, öffnen sich die
Austern und filtern das nährende Plankton aus dem Wasser. Bei Ebbe
stehen die Anlagen frei im Schlick, und die Austern bleiben fest
verschlossen. Während all der Jahre muss der Züchter die Säcke mehrmals
wenden, die Austern nach Größe umsortieren, und die durch Stürme
vertragenen Exemplare wieder einholen. Ist die Ernte eingefahren,
kommt die Auster in ein Klärbecken, um sich von Sand und Schlamm
zu reinigen. Dann bringt man ihr durch unregelmäßiges Wässern noch
bei, die Schalen länger geschlossen zu halten. So übersteht sie
auch längere Transporte.
Quelle:
Wiener Zeitung
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Forschung:
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Nach
Analyse der reichhaltig geballten Nährstoffe in der Auster stimmen
viele Wissenschaftler bemerkenswerterweise den alten Griechen jedoch
zu, dass es sich bei Austern tatsächlich um ein ernst zu nehmendes
Aphrodisiakum handeln könnte. Eine Gruppe italienischer und amerikanischer
Wissenschaftler hat im Jahre 2005 bei der Konferenz "American Chemical
Society Meeting" in San Diego, USA, die vorläufigen Resultate ihrer
Studie vorgestellt, welche besagt, daß mindestens drei Muschelarten
(Austern, Miesmuscheln und Venusmuscheln) Substanzen enthalten,
welche eine Steigerung der Sex-Hormone bedingen. Dabei soll es sich
um "D-aspartic acid (D-Asp)" und "N-methyl-D-aspartate (NMDA)" handeln.
Quelle:
my.webmd.com
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Nährwerte:
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Austern
gelten als äußerst gesunde Nahrung. Vom Nährwert her kann sich kaum
ein anderes Lebensmittel mit diesen kaloriearmen Kraftpaketen messen.
Zwar bestehen sie zu 83 - 86% aus Wasser, aber der Rest bietet dem
Genießer eine fast unglaublich reich ausgestattete Palette kostbarster
Nährstoffe. Manche unserer Mitmenschen, welche sich zwar nicht vom
Verzehr dieser Delikatesse begeistern lassen, schätzen dennoch dieses
nährreiche Wunderwerk der Natur in der Form von Austern-Kapseln.
Sogar die Schale der Austern ist gesundheitlich von Bedeutung. Präparate
in der Form von Austernschalen-Extrakt enthalten unter anderem eine
besondere organische Schwefelverbindung, welche eine schmerzlindernde,
enzündungshemmende und antirheumatische Wirkung haben soll.
Quelle:
Austern.com
Inhalt: |
Anteil
der Inhaltstoffe per 100g Austernfleisch: |
Wasser |
83-86% |
Proteine |
10% |
Kohlenhydrate |
4% |
Lipide |
1
bis 2% |
Mineralsalze |
<
1% |
Calcium |
|
Eisen |
|
Jodid |
|
Magnesium |
|
Phosphor |
|
Zink |
|
Vitamine |
<
1% |
Vitamin
A |
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Vitamin
B1 |
|
Vitamin
B2 |
|
Vitamin
B12 |
|
Nicotinamid |
|
Folsäure |
|
Biotin |
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Quelle:
Sylter-Royal.de
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Traditionelle
Verwendung:
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Die
Austern bewahrten viele Menschen in Küstenregionen vor dem
Hungertod. Ihre Perlen wurden seit jeher als Schmuck, oder als Mittel
zum Taus verwendet. Seit der Zeit der alten Griechen und Römer
traditionell werden sie als Aphrodisiakum verwendt.
Die
Indianer an der Küste Amerikas aßen die Austern gegrillt.
So ließ sich die Schale leichter öffnen und das zarte
Fleisch leichter heraus nehmen. Noch heute wird die Amerikanische
Auster gegrillt.
Ludwig
der XIV. (1638-1715; auch als "Sonnenkönig" bekannt) schlürfte mit
seinen Kurtisanen regelmäßig Unmengen an Austern. Sein Leibkoch,
der berühmte François Vatel, soll bei einem Besuch des Königs in
Chantilly aus schierer Verzweiflung über eine fehlende Fisch- und
Austernlieferung Selbstmord begangen haben. Als die Lieferung wenig
später dann doch noch eintraf, war es natürlich schon längst zu
spät für den guten Koch. Vor seiner Hochzeitsnacht mit Maria Theresia
von Spanien, soll Ludwig der XIV. angeblich 400 Austern verschlungen
haben. Sechs Monate nach dem Tod seiner Frau Maria Theresia heiratete
Ludwig der XIV. heimlich die (indirekt äußerst einflussreiche) Madame
de Maintenon, welche ihn vor einer möglichen "Vergiftung durch grüne
Austern" bewahren sollte. Dies dürfte Ludwig den XIV. damals sehr
amüsiert haben, zumal ihm natürlich klar war, dass es sich lediglich
um die vorzüglichen französischen Marennes-Austern handelte (welche
oft eine zart grüne Farbe aufweisen).
Der
berühmte Schriftsteller, Abenteurer und Charmeur Giacomo Casanova
de Seingalt (1727-1798) soll täglich mindestens fünfzig dieser Kreaturen
im eigenen Saft als "Ansporn für Geist und Liebe" genüsslich verspeist
haben.
Der
bekannte englische Schriftsteller William Makepeace Thackeray (1811-63)
war einstmals auf Besuch in Boston, USA. Er war längst ein großer
Liebhaber der Europäischen Auster und bestellte sogleich ein Dutzend
saftige Amerikanische Austern. Nachdem er die erste Auster geschlürft
hatte, merkte er staunend an: "Ich glaube ich habe gerade ein ganzes
Baby verschluckt!"
Bei
diesen spektakulär anmutenden Austernmengen möchte man vermuten,
dass es sich vielleicht um sensationslüsterne Übertreibungen der
damaligen Berichterstatter gehandelt haben dürfte. Diese erstaunlichen
Quantitäten wirken jedoch glaubwürdiger, wenn man bedenkt, dass
es die heute handelsübliche wuchtige Pazifische Auster ("Crassostrea
gigas") damals in Europa noch nicht gab. Vielmehr bestimmte vorwiegend
die verhältnismäßig kleine Europäische Auster ("Ostrea edulis")
den Handel. Vom Fleischvolumen können zehn typische Europäische
Austern durchaus einer einzigen großen Amerikanischen oder Pazifischen
Auster gleichkommen. So verschlang beispielsweise im Jahre 2003
der Sieger des Austernessens beim großen "Oyster Festival" (in Oyster
Bay, NY, USA) Mike Chadkowski die unglaubliche Menge von 168 Amerikanischen
Austern. Obwohl er auch im Jahre 2004 als Sieger gekürt wurde, gelangen
ihm diesmal "nur" 54 Stück. Der Grund: im Jahre 2004 wurden beim
Wettbewerb etwas größere Austern verwendet.
Quelle:
Austern.com
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Buchtipp:
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Austern
Ostreidae
Von
den sogenannten "Meeresfrüchten" ist wohl die Auster seit alters
her am gefragtesten. Ihre natürlichen Vorkommen sind wegen der großen
Nachfrage als Nahrung und Delikatesse inzwischen durch Überfischung
sehr stark reduziert. Viele wissenschaftliche Untersuchungen und
praktische Versuche wurden unternommen, um diese Muscheln zu kultivieren
oder auch zu züchten. In diesem Buch werden vor allem die europäischen
Austern behandelt.
Neben
der Beschreibung der Austern (Biologie, Ökologie, historische Nutzung)
steht die Austernwirtschaft als lange erprobte Form der Aquakultur
im Mittelpunkt. Heutzutage werden die Konsumaustern fast ausschließlich
aus Austernkulturen gewonnen, die zusammen über 1,8 Millionen Tonnen
erzeugen, vor allem in Europa, Amerika und Ostasien. Der Autor stellt
in einer übersichtlichen und verständlichen Darstellung eine vielgepriesene
Meeresmuschel vor, deren "Ruhm" vielen Menschen im Binnenlande von
Hörensagen zwar wohlbekannt ist, die aber in den seltesten Fällen
Gelegenheit hatten oder nahmen, diese "Meeresfrucht" einmal zu probieren,
möglichst dort, wo sie am besten schmeckt, an den Meeresküsten.
Abgerundet wird dieser Band mit einem Kapitel über andere, als Nahrung
genutzte Meeresmollusken, sowie einem Kapitel "Austerngerichte",
das sowohl historische als auch zeitgenössische Rezepte enthält.
Rudolf
Kilias,
"Austern
Ostreidae", 149 Seiten,
Westarp
Wissenschaften, August 2000, 24,95 €,
ISBN:
3-894-32860-6
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Rezepte:
|
Austern
gratiniert
Quelle:
Marions
Kochbuch
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Pressemitteilung:
|
Haben
Austern Schmerzen?
oder:
Mensch Muschel
von
Mark Benecke
Rohfassung
eines Artikels für DIE ZEIT (Nr. 42/1997, S. 52)
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Links:
|
Quellenangaben:
Quelle:
Austern.com
Quelle:
Sylter-Royal.de
Quelle:
my.webmd.com
Quelle:
Wiener Zeitung
Quelle:
Marions
Kochbuch
Wir
bedanken uns für die Bereitstellung der Informationen und verweisen
jeden Besucher unserer Seiten auf die Quellseiten für eine
reichhaltigere Information zum Thema.
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den rechtlichen Richtlinien übernehmen wir keinerlei Haftung
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Weitere
Links:
- Die
Austernarten der Familie "Ostreidae". John McCabe » mehr
- Haben
Austern Schmerzen? von Mark Benecke » mehr
- New
Zealand Oyster Industry Association » mehr
- Andy
& Larry Axelrod North Vancouver, BC » mehr
- The
Last Place On Earth LLC » mehr
- Pearl
farms are set near shallow atolls » mehr
|
Autorin Tamara
Kammerlander, © Rainforest Newsletter e.V. Abdruck
(auch auszugsweise), Vervielfältigung und Zitat nur in Absprache
mit dem Verein.
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