90
% der Laboruntersuchungen von Körperflüssigkeiten sind
Blut- und Urintests. Allerdings werden auch Speichel, Stuhl, Abstriche,
Sputum, Magensaft, Sperma, Liquor und Knochenmark untersucht. Im
Folgenden werden die verschiedenen Tests beschrieben:
Blut:
Fünf bis sechs Liter Blut fließen durch den Körper
eines Erwachsenen. In ihm sind Milliarden von roten und weißen
Blutkörperchen, Blutplättchen und Immunzellen (Abwehrzellen)
enthalten. Die gesamte länge der Blutgefäße beträgt
etwa 100 000 kilometer. Die Inhaltsstoffe des Blutes transportieren
Sauerstoff zu den organen, reparieren defekte Blutgefäße
oder bekämpfen Krankheitserreger. Wenn nun in einer Laboranalyse
erkannt wird, dass die Zahl, oder das Aussehen der im Blut enthaltenen
Zellen von der Norm abweicht, so können Infektionen, Vergiftungen
oder aber auch Krebs der Auslöser sein.
Urin:
Abgebaute Zellteile und von der Niere ausgefilterte Schadstoffe
(Abfallstoffe) werden täglich mit etwa 2 Litern Harn aus dem
Körper gespült. Dadurch können mithilfe von Urinuntersuchungen
Stoffwechseltörungen, Ofganerkrankungen (z.B.: Nieren-, Harnweg-
und Lebererkrankungen), Infektionen und Vergiftungen festgestellt
werden.
Speichel:
Jeden Tag produzieren unsere Speicheldrüsen im Mund ein bis
zwei Liter Sekret. In diesem sind Mineral- und Eiweißstoffe
(Enzyme), Immunzellen und Botenstoffe (Hormone) enthalten. Bei der
entnahme von Speichel wird auf Watte oder speziellen Kaugummis gekaut.
Durch diese Tests können Abwehrschwächen, Hormonstaten
und ein Befall des Mundraumes durch Bakterien, sowie Vergiftungen
(Quecksilber-) erkannt werden. Zahnärzte prüfen so auch
das Karies-Risiko.
Stuhl:
Stuhl enthält neben unverdauten Nahrungsresten auch abgestorbene
Zellen aus der Darmschleimhaut, Darmsekrete, Eiweißstoffe
(Enzyme), Schleimanteile, Gallenflüssigkeit und Mineralstoffe.
Bei einer Untersuchung des Stuhls können akute Organstörungen,
Infektionen mit krankheitserregenden Bakterien, Viren, Parasiten,
Pilzen oder Krebs festgestellt werden.
Abstriche:
Werden Abstriche durch abstreichen von der Haut oder von den Mundschleimhäuten
gemacht, so bleiben Körperzellen an dem Abstrichtupfer haften,
die dannach genau untersucht werden. Gesucht werden bei diesen Tests
krankheitserregende Keime oder (mikroskopisch) nach Tumorzellen.
Abstriche können von folgenden Körperteilen gemacht werden:
Augen, Mundhöhle, Harnröhre, Muttermund und Scheide.
Sputum:
Sputum ist ein zähflüssiger Lungenschleim, der beim Abhusten
ineinem Gefäß augefangen wird. Durch eine Untersuchung
des Sputum können die Erreger einer Bronchitis oder einer Lungenentzündung
festgestellt werden, oder ob eine Tuberkulose vorliegt.
Magensaft:
Der Magensaft besteht aus einer sauren Mischung aus Schleim, Salzsäure,
Mineralstoffen und Enzymen. Er soll die Nahrung aufspalten und Bakterien
vernichten. Entnommen wird die Magensäure mit hilfe einer dünnen
Sonde aus Kunststoff, der durch die Nase oder den Mund bis in den
Magen vorgeschoben wird.
Sperma:
Bei Untersuchungen von Spermien wird vor allem eine Aufklärung
über die männliche Fruchtbarkeit erreicht. Aber auch Krankheiten
der Hoden, der Samenbläschendrüse oder der Prostata können
durch diese Tests festestellt werden.
Liquor:
Liquor ist das Gehirnwasser. Es ist eine farblose, wasserklare Flüssigkeit,
welche das Gehirn und das Rückenmark gegen Erschütterungen
und Druck polstert. Zur Entnahme wird eine Hohlnadel im unteren
Bereich der Wirbelsäule in den Wirbelkanal eingeführt
und etwas Liquor abgesaugt. Nun wird die Gehirnflüssigkeit
auf Veränderungen und das Vorkommen von Eiweiß, Zucker,
Entzündungszellen, Bakterien, Viren und Pilzen untersucht.
Ein solcher Test wird bei Verdacht auf entzündliche Erkrankungen
des zentralen Nervensystems (Hirnhautentzündungen, Multiple
Sklerose) und manchmal auch zur Diagnose von Alzheimer gemacht.
Knochenmark:
In ihm entstehen die lebenswichtigen Stammzellen, die dann zu Blutkörperchen
oder Blutplättchen heranreifen. Bei einer Untersuchung des
Knochenmarks (Knochenmarkbiopsie) soll ein Verdacht auf eine Störung
der Blutbildung (Blutkrebs, Medikamente, Gifte oder Krankheiten
des Immunsystems können auslöser sein) erhärtet werden.
Zur Entnahme wird unter einer lokalen Betäubung am Blustbein
oder Beckenkamm eine dünne Hohlnadel in den Knochen eingeführt.
Mikroskopisch sind dann die Anzahl und der Reifungszustand der verschiedenen
Vorstufen der Blutzellen erkennbar.
Autorin
Tamara Kammerlander, © Ran e.V., Abdruck (auch auszugsweise),
Vervielfältigungen und Zitate unter Angabe der Quelle unbedingt
erwünscht.
|