Meerwasserentsalzung
ist die Bezeichnung für die Gewinnung von Trinkwasser oder Brauchwasser
aus Meerwasser durch die Verringerung des Salzgehaltes. Die Entsalzung
bezieht sich auf mehrere Prozesse, die Salze und Minerale aus dem
Wasser entfernen um daraus Trinkwasser zu gewinnen. Teilweise fallen
verwertbare Nebenprodukte wie Kochsalz an.
Der
Meerwasserentsalzung wird in Zukunft eine große Bedeutung zugemessen,
da die Versorgung aller Menschen mit sauberem Wasser durch Mangel
oder Verschmutzung des vorhandenen Süßwassers immer schwieriger
wird. Meerwasserentsalzung betreibt man andererseits schon lange
auf Schiffen, U-Booten und auf Inseln, wo die Kosten keine große
Rolle spielen.
Zum
Funktionieren des Prozesses darf der Grundstoff allerdings nur sehr
niedrige Kontamination (z.B. mit Öl) aufweisen, sodass in der Nähe
von Hauptschifffahrtsrouten Meerwasserentsalzungen weniger wirtschaftlich
arbeiten. Ein Landbrunnen, der den Meerwasserspiegel erreicht, muss
dann helfen, das Meerwasser vorzufiltern. Im Nahen Osten ist diese
Form der Trinkwassergewinnung weit verbreitet. In den Golfstaaten
ist diese die Hauptquelle der Trinkwassergewinnung.
Überwiegend
wird das Trinkwasser durch gas- oder ölbefeuerte Entsalzungsanlagen
gewonnen. Auch kombinierte Gas- und Dampfturbinenkraftwerke mit
angeschlossener MSF-Entsalzungsanlage kommen sehr häufig zum Einsatz.
Bei der Umkehrosmose (engl. RO (reverse osmosis)) wird die Lösung
(Meerwasser) unter hohem Druck, zwecks Überwindung des osmotischen
Druckes, durch eine semipermeable Membran gepresst. Diese wirkt
wie ein Filter und lässt nur bestimmte Atome und Moleküle durch.
Somit erhält man eine Trennung der ursprünglichen Lösung. Durch
den Membranfilter lassen sich Salz, Bakterien, Viren, Kalk und Gifte,
wie Schwermetalle zurückhalten. Der osmotische Druck steigt mit
zunehmender Salzkonzentration, der Prozess würde somit irgendwann
zum Stehen kommen. Um dem entgegenzuwirken wird das Konzentrat abgeführt.
Da das Auskristallisieren des Salzes oder der Mineralien (Prezipitation)
in den Membranen verhindert werden muss, ist die Benutzung der Umkehrosmose
nur bis zu einer gewissen Maximalkonzentration des 'reject' Flusses
sinnvoll. Je nach Salzkonzentration muss aufgrund der hohen Drücke
auch in den optimalen Anlagen mit einem Energieaufwand von zwischen
2 und 3 kWh pro Kubikmeter Trinkwasser gerechnet werden.
Die
Trinkwasseraufbereitungsanlagen können je nach Art der Wasserverunreinigung
mit weiteren Vorfiltern ausgestattet werden. Grobstoffe können so
bis zu einer Partikelgröße von 20 Mikrometern (entspricht der halben
Dicke eines menschlichen Haares) abgetrennt werden. Ein zusätzlicher
Aktivkohlefilter scheidet organische Stoffe, wie Pflanzenschutzmittel
ab. Auch kann eine UV-Bestrahlung nachgeschaltet werden, was eine
zusätzliche Sicherheitsstufe gegen Keime darstellt.
Wasserkreislauf in einer MSF(Mehrstufige Entspannungsverdampfung)-Anlage.
Hierbei handelt es sich um ein thermisches Verfahren mit der Abkürzung
"MSF" (englisch für Multi Stage Flash Evaporation) Dieses Verfahren
ist ebenfalls eine technische Möglichkeit, das zugeführte Meerwasser
mit der Abwärme einer Gasturbine eines Kraftwerkes auf eine Temperatur
von 115°C zu erwärmen. Das im so genannten Brine-Heater aufgeheizte
Salzwasser verdampft in nachgeschalteten Entspannungsstufen unter
Vakuum, der Wasserdampf schlägt sich als Kondensat innerhalb dieser
Stufen an mit Kühlflüssigkeit gefüllten Rohrleitungen nieder und
wird als salzfreies Wasser abgezogen. Das durch den Verdampfungsprozess
immer stärker mit Salz angereicherte Wasser wird auch Brine genannt
und in einem nachgeschalteten Wärmeübertrager auf die Kondensationstemperatur
(~40 °C) des Dampfes des zugeführten Frischwassers abgekühlt. Es
dient dann anschließend in den Rohrleitungen als Kühlflüssigkeit.
Die Rohrleitungen selbst werden kontinuierlich mit Schwammgummikugeln
von auskristallisierendem Salz gereinigt. Zuletzt wird dem Brine
frisches Salzwasser zugeführt und erneut durch die Abwärme der Gasturbine
aufgeheizt. Der gesamte Vorgang stellt also einen geschlossenen
Kreislauf dar. Der Überschuss des sich im Kreislauf konzentrierenden
Salzes wird allerdings wieder ins Meer zurückgeführt, womit sich
die weiter unten beschriebenen Probleme mit der zunehmenden Salzkonzentration
beispielsweise im Persischen Golf ergeben.
Großanlagen
wie das in Dubai befindliche GuD-Kraftwerk "Jebel Ali" können täglich
bis zu 500.000 Kubikmeter Trinkwasser aus dem Meerwasser gewinnen.
Mit erneuerbarer Energie betriebene Entsalzungsanlagen könnten eine
sehr wirtschaftliche Möglichkeit sein, Trinkwasser hoher Qualität
zu gewinnen.
Solare Wasserdestillation Die einfachste Anwendung der solaren Wasserdestillation
stellen durchsichtige kegelförmige Schwimmhüte aus Makralon dar,
die eine nach innen gewölbte Auffangrinne besitzen. Man lässt sie
auf der Salzwasseroberfläche schwimmen. Hierbei wird die direkte
erwärmende Sonneneinstrahlung auf das Wasser genutzt. Die Ausbeute
lässt sich steigern, wenn die Sonnenstrahlung knapp unter dem Wasserspiegel
auf eine schwarzen Fläche auftrifft und dort in Wärme umgewandelt
wird. Dieses als "Watercone" vermarktete System lässt sich auch
auf Schmutzwasserpfützen und auf Sumpfflächen einsetzen. Wegen ihres
geringen Preises, der geringen Größe und technischen Unkompliziertheit
könnten sie Einzug in viele Haushalte von Gebieten mit schlechter
Trinkwasserversorgung halten. Eine dezentrale, regenerative und
wirtschaftliche Alternative zur solaren Trinkwassergewinnung wird
auch über Sonnenkollektoren erreicht. Mit dem "RSD Rosendahl System"
wird in einem einstufigen Verfahren ausschließlich über Sonneneinstrahlung
jegliche Art von Rohwasser wie Salz-, Brack- oder verseuchtes Süßwasser
verdunstet und das Destillat unter einer kühleren Glasoberfläche
vom Rohwasser getrennt.
Dieses
Prinzip wird seit vielen Jahren unter anderem in Puerto Rico kommerziell
angewendet. Mit flüchtigen Substanzen wie Leichtöl oder Benzin verseuchtes
Wasser kann mit Destillations-Methoden generell nicht gereinigt
werden, da diese Kohlenwasserstoffe mit dem Wasser verdunsten und
so ins Kondensat übergehen würden. MEH Verfahren - Thermische Entsalzung
mit Niedertemperaturwärme z.B. aus Sonnenkollektoren.
Eine Weiterentwicklung dieses thermischen Verfahrens zur Meerwasserentsalzung
stellt das so genannte Multi Effect Humidification/Dehumidification-Verfahren
(MEH) dar. Systeme nach dem MEH-Verfahren basieren auf einer Trennung
von solarem Energiegewinnungsteil und Entsalzungsapparatur. Für
die Gewinnung der Antriebswärme finden hocheffiziente Sonnenkollektoren
Verwendung, die bei Prozesstemperaturen von 85°C Wirkungsgrade von
über 50% erreichen. Die so gewonnene Wärme wird einem thermischen
Entsalzungsmodul zugeführt, in dem der natürliche Wasserkreislauf
mit Verdunstung und Kondensation in effizienter Weise nachgebildet
wird. Auf diese Weise können Produktionsraten von über 25 l/m² pro
Tag erzielt werden. Dieses
Verfahren wurde am Bayerischen Zentrum für angewandte Energieforschung
zur Anwendungsreife geführt und wird derzeit von der TiNOX-Watermanagement
kommerziell umgesetzt.
Zukünftige
Probleme: Durch eine übermäßige Entsalzung von Meerwasser wird das
zugehörige Meer verstärkt mit Salzfrachten belastet. Zusammen mit
der globalen Klimaerwärmung und der Zunahme der Verdunstung wird
sich der Salzgehalt beispielsweise des Persischen Golfes mittelfristig
erhöhen und damit den Betrieb der Anlagen zur Meerwasserentsalzung
verteuern. Dies wird an den Anrainerstaaten des Persisch-Arabischen
Golfes befürchtet. Unterstützt durch die niedrige Austauschrate
mit dem Indischen Ozean wird es daher voraussichtlich ab 2015 zu
Problemen mit der Trinkwassergewinnung in dieser Region kommen.
Die Entsalzungsanlage mit einer Anlage zur Salzproduktion zu kombinieren
und keinerlei Konzentrat in das Meer zurückzupumpen wird hier immer
mehr als Lösung gesehen. Weiterhin zerstört die ins Meer zurückgeleitete
hoch konzentrierte Salzlösung (engl.:Brine) die Lebensgrundlage
für Meeresbewohner.
Verschiedene
Studien zur Meerwasserverschmutzung machen eine verstärkte Meerwasserverdunstung
aufgrund der Klimaerwärmung bzw. des Treibhauseffekts für einen
Anstieg des Salzgehaltes von Meerwasser verantwortlich. Dadurch
steigt die Salzkonzentration immer mehr und erschwert somit in naher
Zukunft den Entsalzungsprozess. Die Kosten für die Meerwasserentsalzung
sind zur Zeit allerdings stark fallend. Eine moderne, große und
effiziente Anlage verursacht teilweise nur 20% der Kosten, die bei
der herkömmlichen Trinkwassergewinnung anfallen.
Autorin
Tamara Kammerlander, © Rainforest Newsletter e.V. Abdruck
(auch auszugsweise), Vervielfältigung und Zitat nur in Absprache
mit dem Verein.
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