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Quecksilber

Quecksilber (Hg) ist nicht nur in seinen Verbindungen, sondern auch als Metall giftig. Es ist das einzige Metall und neben Brom das einzige Element, das bei Raumtemperatur und -druckverhältnissen flüssig ist. Aufgrund seiner hohen Oberflächenspannung benetzt Quecksilber seine Unterlage nicht, sondern bildet abgeplattete einzelne Tröpfchen (Kohäsion). Es ist wie jedes andere Metall elektrisch leitfähig. Quecksilber bedeutet ursprünglich lebendiges Silber (althochdeutsch quecsilbar zu germanisch kwikw „lebendig“). Bei den mittelalterlichen Alchemisten symbolisierte das Einhorn das Quecksilber. Das Metall wird in geringen Mengen in Leuchtstoff- und Energiesparlampen, in der Apparatetechnik und zur Amalgam-Plombenherstellung eingesetzt. Eine Gefahr geht von dem relativ hohen Dampfdruck des Quecksilbers aus, so dass beim Arbeiten mit Quecksilber auf eine gute Durchlüftung geachtet werden sollte.

Hg ist die Abkürzung von hydrargyrum, zusammengesetzt aus den griechischen Wörtern hydor „Wasser“ und argyros „Silber“, sowie dem lateinischen Suffix -um. Der Ausdruck ist somit latinisiertes Griechisch und kann mit „flüssiges Silber“ übersetzt werden. Die Frage, warum Quecksilber flüssig ist, findet sich in der Betrachtung der Bindung zwischen den Quecksilberatomen. Quecksilber hat eine einmalige Elektronenkonfiguration, die keine stabile Bindung zwischen den einzelnen Atomen zulässt. Die Atome aller anderen bei Raumtemperatur festen Metalle werden durch das sogenannte Elektronengas elektrostatisch zusammengehalten, welches aus delokalisierten Elektronen der äußeren Schale der Atome besteht. Die Metallbindung kommt durch sogenannte Bänder zustande, welche sämtliche Elektronen eines Energieniveaus enthalten. Solche Bänder werden benötigt, um das Pauli-Prinzip zu erfüllen. Bei der metallischen Bindung springen Elektronen vom Valenzband, dem energetisch am höchsten liegenden mit Elektronen vollbesetzte Band, ins Leitungsband, dem nicht komplett aufgefüllten Band, und zurück. Durch diese Wechselwirkung werden die Atome zusammengehalten.

Das Quecksilber wird durch seinen hohen Dampfdruck über die Lunge in den Körper aufgenommen. Es reizt die Atem- und Verdauungswege und kann zu Erbrechen mit Bauchschmerzen führen. Schäden an Nieren und Zentralnervensystem sind möglich. Folgen einer regelmäßigen Quecksilberaufnahme durch die Luft sind Kopfschmerzen, Tremor, Blasenentzündung und Gedächtnisverlust. Ein lebendes Beispiel für den "Merkurialismus" war der Chemiker Alfred Stock, der bei seinen Untersuchungen der Bor- und Siliciumhydride Vakuumleitungen mit Quecksilber verwendete und demgemäß jahrelang Quecksilber ausgesetzt war.Die Verwendung von Quecksilbersalzen zur Impregnation von Filzen bei der Hutherstellung führte bei den Arbeitern zu nervösen Störungen. Daher leitet sich wahrscheinlich das englische Sprichwort "beiing mad as a hatter" (="verrückt wie ein Hutmacher") ab.

Quecksilbervorkommen gibt es u. a. in Serbien, der Toskana, Italien, China und Spanien. Meist findet man es als Mineral in Form von Zinnober. Die Berichte über einen See aus gediegenem Quecksilber in Russland sind nicht belegbar. In Sibirien in der Nähe der Stadt Aktash gab es bis 1993 betriebene Quecksilberbergwerke. In etwa drei Kilometern Entfernung liegt der "Seelensee", der durch einen Fluss mit Abwassern aus der Quecksilbergewinnung verseucht wurde. Die Vegetation am Ufer des Sees zeigt deutlich die starke Umweltschädigung.

Besonders giftig sind organische Quecksilberverbindungen. Bekanntestes Beispiel einer Massenvergiftung mit solchen ist die in Minamata, Tokyo. G. Fellenberg fasst das Geschehen folgendermaßen zusammen: "Im Jahre 1953 erkrankten in Japan 121 Küstenbewohner an der Minamata-Bucht an Lähmungen, Seh- und Höhrstörungen. Diese Erkrankung, die unter dem Begriff Minamata-Krankheit in die Literatur einging, verlief bei etwa einem Drittel der Patienten letal. Intensive Nachforschungen ergaben, daß unbrauchbar gewordenes Hg aus einer Acetylenfabrik in einem Fluß deponiert wurde, der in der Minamata-Bucht mündet. Diese Quecksilber wurde [...] mikrobiell in Methylquecksilber überführt [...], das [...] schließlig jene Menschen erreichte, die sich vorzugsweise von Fischen und Muscheln aus den Küstengewässern ernährte." Das Quecksilber wurde in der Nahrungskette des Menschen so lange angereichert, bis eine toxisch wirkende Konzentration erreicht wurde. Bis Gegen Ende 1972 wurden nachweislich 292 Krankheitsfälle gezählt, davon 92 mit tödlichem Ausgang. Die Halbwertszeit des Quecksilbers in den meisten Körperzellen des Menschen beträgt ca. 80 Tage.

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Autorin Tamara Kammerlander, © Rainforest Newsletter e.V. Abdruck (auch auszugsweise), Vervielfältigung und Zitat erwünscht unter Angabe der Quelleangabe.

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