Eine
geschichtsträchtige Urinuntersuchung
Was
nun die Ermittlung dieser höchst zweifelhaften Werte angeht,
so gibt es unterschiedliche Methoden: Einerseits natürlich
den Tierversuch, der bekanntermaßen selten sonderlich heilbringend
und schon gar nicht hundertprozentig auf den Menschen übertragbar
ist.
Andererseits
führte man eine recht fragwürdige Untersuchung durch,
bei der der Jodgehalt im Urin einer Reihe von freiwilligen Testpersonen
gemessen wurde. Die Tatsache, dass Jod auch über den Darm und
die Haut ausgeschieden wird, sowie sich zudem noch in gewissen Körperregionen
(z.B. außer der Schilddrüse, im Machen, in der Gebärmutter
u.a.) anreichert, hinderte die Wissenschaftler nicht daran, die
Urinuntersuchung als Grundlage für ihre Dosierungsberechnung
zu missbrauchen, die eigentlich nichts anderes als eine willkürliche
Schätzung war-in wessen Auftrag auch immer.
Dennoch
liegt dem gesundheitsbewussten Bürger nun also ein Wert vor,
nach dem er sich richten kann. Selbstverständlich wird von
einzelnen höchste Aufmerksamkeit gefordert, damit er nicht
den Zeitpunkt der nächsten Werteaktualisierung und damit womöglich
die Angleichung seiner Ernährung verpasst.
Selten wird in den Werte-Tabellen darauf hingwiesen, dass natürliches
Jod dem künstlichen vorzuziehen ist, da letsteres möglicherweise
vom Körper lediglich-mit einem Fragezeichen versehen in einer
düsteren Ecke der Schilddrüse abgelagert-sich langsam
anreichert und mit Unannehmlichkeiten-vorsichtig ausgedrückt-dann
erst so richtig loslegt, wenn ein gewisser Grenzwert erreicht ist,
der selbstverständlich bei jedem anders ausfällt.
Auch,
dass sich der Jodgehalt eines Lebensmittels je nach Denaturierungsgrad,
Zubereitung in der Küche, Bodenart, Anbaumethode, Erntezeitpunkt,
Lagerung usw. verändert, wurd unterschlagen.
Da
jener im Urin ermittelte Jodgehalt erwartungsgemäß beängstigend
niedrig ausfiel, lag aber nun endlich ein "eindeutiger"
Beweis für die Notwendigkeit einer rettenden Maßnahme
vor, um die offensichtlich nach Jod hungernden Schilddrüsen
der Befölkerung wieder zufriedenzustellen und vor einem gefürchteten
Kropf zu bewahren.
Autor Michael
Kent, Abdruck
(auch auszugsweise), Vervielfältigungen und Zitate unbedingt
erwünscht.
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